In Norwegen läuft ein selbsternannter Tempelritter Amok und bringt mindestens 92 junge Menschen um. Nur Stunden später bekennt sich ausgerechnet eine religiös motivierte Gruppe namens Anwar al Islam zum dem Anschlag.
Seit vielen Jahren habe ich gerne politische Überzeugungen nicht anhand eines linearen Modells erklärt, sondern vielmehr kreisförmig. Ganz unten, wo es schon verdächtig riecht, dort treffen sich die extremen Rechten und die extremen Linken wieder. Der Weg (bzw. die Motivation), den sie genommen haben, um schliesslich ganz dort unten zu landen, mag durchaus sehr unterschiedlich sein, aber das Ergebnis ist kaum noch unterscheidbar.
In Bezug auf Religion verhält es sich wohl sehr ähnlich. Ab einer bestimmten Radikalisierungsstufe scheint es für die Protagonisten recht leicht zu sein, die natürlichen Hemmungen, extreme Gewalt anzuwenden, zu überwinden. Nun gut, zugegeben, der Islam bietet ideologisch da durchaus das größere Arsenal an Legitimierung von Gewalt, aber dass das Prinzip auch bei Christen greifen kann, sehen wir gerade in Norwegen. Wie auch immer, ganz dort unten schliesst sich wieder mal der Kreis.