Nein, die jungen Horden in London, Birmingham und Manchester sind keine Sozialrevolutionäre. Das sind Krawalltouristen im eigenen Dorf. Die Engländer haben für solch ein Verhalten einen sehr schönen und treffenden Ausdruck:
Shitting on their own doorsteps!
Im restlichen Europa und besonders in Deutschland lief nach einigen Sekunden lähmenden Entsetzens und einigen Sekunden genussvoller Voyeuristik die übliche Erklärungmaschine an, bei der die üblichen Kommentatoren die Ereignisse vor den eigenen politischen und soziokulturellen Karren zu spannen suchten. Aber ausgerechnet aus dem linken Lager Grossbritanniens kam dann ein interessanter Erklärungsansatz, der schon alleine aus dem Grunde, dass er eigentlich nicht besonders links war, einen Hauch von Seriösität mitbrachte. Das heisst nun nicht, dass er seriös war, weil er eher konservativ war oder zumindest im ersten Hinschauen so schien, sondern seriös, weil offensichtlich ausnahmsweise mal jemand nicht versuchte, die Ereignisse in die im eigenen Lager vorgefertigten Schubladen einzusortieren.
Ich glaube übrigens auch nicht, dass die Krawalle religiös motiviert sind. Bei all meiner Reserviertheit gegenüber theistischen Glaubenssystemen im Allgemeinen und dem Islam, primär dem politischen, im Besonderen, denke ich nicht, dass da ein unmittelbarer Zusammenhang besteht. Wenn überhaupt, dann ein mittelbarer, dass nämlich die muslimische Religion neben den üblichen Schwierigkeiten einer Migration in ein anders Land aufgrund ihres Anspruches und Regelwerks noch ein paar weitere Hürden aufbaut. Ich schweife da gerade mal ab und denke an die muslimische Praktikantin, die mitten am Tag einfach umfiel und nach Hause gehen musse, weil gerade Ramadan ist und sie die zehn Minuten Sonne so dermassen austrockenete, dass sich die Arme vorkam wie ein Fisch an Land. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass die Arbeitgeberin diese junge Dame aufgrund dieses Eindruckes später übernimmt.
Zurück zum eigentlichen Thema: Die Krieger in England dagegen dürften in diesen Tagen ja gar nicht Krieg führen oder wären zumindest nicht fit genug für den Kampf. Na gut, alte Omas überfallen und Schaufenster im Gemischtwarenladen nebenan einschmeissen ist natürlich auch keine grosse Kriegskunst.
Sehr schön auch zum Thema Ramadan gestern ein frühabendliches Gespräch am Grillfeuer mit meinem muslimischen Nachbarn:
Sag mal, Du darfst doch jetzt noch nix essen. Ist erstens noch hell draussen und zweitens Schwein. Und das Bier, das geht ja nun auch gar nicht, oder?
Ooooch…sagt er…, dann komme ich halt in die Hölle. Aber wenn ich diesen ganzen Ramadan-Zirkus hier jetzt schon mitmachen würde, dann wäre ich ja jetzt schon längst genau da!
Guter Mann!!! Hat was verstanden :-)